Graduierungen und was sie bedeuten


Beispiel Aikidō, Karate, Judō, Iaidō (Japan)


- 9. Kyū weißer Gürtel = Schnee liegt auf der Landschaft

Weiß steht für Reinheit und Klarheit. Geschwindigkeit und Kraft sind erst einmal nebensächlich. Der Schüler steht ganz am Anfang. Weiß wie frisch gefallener Schnee, auf dem sich keine Spur, keine Fährte und kein Eindruck findet, soll Weiß versinnbildlichen, dass man auf dem Weg zu etwas vollkommen Neuem ist.

 

級 -8. Kyu gelber Gürtel = Der Schnee schmilzt

Der Schnee beginnt, zu schmelzen. Nach und nach schimmert die noch gefrorene Erde gelb hindurch, der Schmelzprozess hat begonnen. Der Schüler gewinnt Neugier, Interesse und will unter den Schnee schauen.

 

級 -7. Kyu orangener Gürtel = Die Sonne erwärmt die Erde

Die Erde ist fruchtbar. Die letzten Schneereste schmelzen dahin und regen die Erde zum Wachstum an. Im Boden regen sich erstaunliche Dinge, Hitze entsteht und es liegt Aufbruchsstimmung in der Luft, wie kurz vor dem Frühling.

 

級 -6. Kyu grüner Gürtel = Der Samen keimt

Die Erde bricht auf, ein Pflänzlein kommt. Zögerlich, aber unerschrocken und mutig streckt sich die Pflanze der Sonne entgegen. Sie will weiter wachsen und dürstet nach Mehr.

 

級 - - 5. Kyu und 4. Kyu blauer / violetter  Gürtel = Die Pflanze wächst zum Himmel

Die Pflanze wird langsam stark. Die Äste wachsen, die Blätter sprießen und das Wachstum ist nicht mehr aufzuhalten. Immense Neugier und Tatendrang kennzeichnen diese Phase, die leider allzu oft auch Rückschläge in sich tragen. Vorsicht, junge Pflanze!

 

- - - 3. Kyu bis 1. Kyu brauner Gürtel = Der Baum hat eine starke Borke

Er ist jetzt ausgewachsen. Der Baum steht fest verwurzelt in der Erde, sein Dach ist weit und spendet anderen, aufwachsenden Pflänzlein Geborgenheit und Schatten. Der Schüler steht bereit zum Sprung in die Welt, zur Erkundung des eigentlichen Beginnes.

 

 初段 SHODAN - Der erste DAN


SHO repräsentiert den Anfang, Anfänger. Der Körper beginnt schließlich, auf die gegebenen Befehle zu reagieren und technische Formen zu erstellen. Man kann zweideutige Vorstellungen darüber haben, was die jeweilige Form sein könnte. An diesem Punkt müssen wir uns zwingen, die Techniken so genau wie möglich anzuwenden und präzise zu trainieren. Immer wiederkehrende Präzision ist die Basis dafür, schneller zu werden.


NIDAN - Der zweite DAN


Der zweite Dan offenbart eine Vertiefung des Geistes. Gerade eben in die neue Welt geworfen, sieht sich der Nidan neuen Herausforderungen gestellt. Mentale Stärke, intensivere Wahrnehmung und ein beginnendes Verständnis der tieferen Zusammenhänge lassen ihn mehr in sich gekehrt wirken. Jedoch scheint das nur so. Unter der Oberfläche gehen viele Dinge vor, die Richtungsweisend für die Zukunft sind.

 

参 段 SANDAN - Der dritte DAN

 


Mit dem Sandan kommen die spirituellen Anteile weiter zum tragen. Präzision, technische Brillanz und Effizienz verdichten sich zu einer Persönlichkeit. Nicht nur Ying und Yang, Go do shin und Dojokun sind verinnerlicht, die Person ist fast fertig. Sie steht kurz davor, neue Pflanzen zu säen, zu formen und auszubilden.

 

 四段 YONDAN - Der vierte DAN

 

Auf diesem Level herrscht Balance zwischen Körper, Geist und Technik, dem so genannten "SHIN GI TAI": Der Schüler kann jetzt souverän Anfänger leiten und als fast gefestigter Charakter Vorbild und Sensei sein. Besonders im Iaido steht man hier an der Schwelle zu "Höherem", was große Verantwortung mit sich bringt, auch sich selbst gegenüber. Die Gefahren hier (aus dem Online-Seminar mit Carlos Molina, 8. Dan Shitoryu): Hochmut, Egoismus und übertriebene Härte. Der Yondan ist in jedem Fall ein einschneidender Schritt.

 

段 GODAN - Der fünfte DAN


Die Kampfkunst löst sich allmählich von der Technik.  Man wird bemerken, dass, selbst wenn man sich mit jemandem anlegen will, dieser zurückzieht. Die höchste Form der Kampfkunst ist, eine geistige Reife entwickelt zu haben, die jedem Angreifer signalisiert: "Stop" Du kannst nicht gewinnen!" Der Godan ist in sich ruhig, souverän und jederzeit Herr der Lage.

 

 六 段 ROKUDAN - Der sechste DAN


Wenn Shin Gi Tai allmählich Eins geworden sind, ist alles fließend. Techniken sind Teil des Körpers, der Körper ist Teil des Geistes und alles ist in der Balance. Die Kraft und Ausstrahlung dieser Person führt Schüler ganz von selbst auf den richtigen Pfad. Die Reinheit des Geistes führt zu Verhaltensweisen, die für seine Schüler nachahmenswert sind und drücken sich auch bei ihnen im Leben aus.

 

段 NANADAN - Der siebte DAN


Alles fügt sich allmählich zusammen. Eins mit Allem steht vor der Tür und möchte eingelassen werden. Nichts kann einen Nanadan erschüttern, er hat fast alles bereits durchlebt. Das spürt man. Die Menschen, die Schüler und die Meister.

 

八段 HACHIDAN - Der achte DAN


Jenseits von Leben und Tod, mit einem klaren und offenen Geist, in der Fähigkeit, die Gegensätze zusammenzubringen, weigert er sich zu kämpfen, weigert sich, Feinde zu haben. Ungelenkt und ungebeten ist er der ewige Gewinner. Es wird mit den Worten von O Sensei Ueshiba erklärt: "Um mich dem Feind zu stellen, muss ich nur stehen, ohne ein Wort zu sagen."

 

- KU-DAN - Der neunte Dan

 

Der Schüler ist zum echten Meister gereift. Andere Schulen achten seine Lehren, er ist wegweisend in Charakter, Technik und Spiritualität. Der Ku-Dan legt Meilensteine, ganze Dojos richten sich nach ihm und eifern ihm nach.

 

- Ju-Dan - Der zehnte Dan

 

Der "Kuro Obi", der schwarze Gürtel ist wieder weiß geworden. Weiß steht für Reinheit und Klarheit. Geschwindigkeit und Kraft sind wieder nebensächlich. Der Kreis schließt sich jetzt.


Ehrentitel im Budō

Da nur in seltenen Ausnahmefällen auch Nichtjapaner Budō-Titel erhalten, haben viele Organisationen und Verbände weltweit inzwischen das System der Budō-Titel für sich übernommen und verleihen die Titel – nach mehr oder weniger hohen Anforderungen – selbst. Jedoch sind die Budō-Titel rein japanische Titel und eine japanische Auszeichnung, daher haben alle Titel, die nicht von einer der oben genannten (und explizit von der japanischen Regierung bzw. dem Kaiserhaus autorisierten) Organisationen verliehen worden sind, keinen offiziellen Charakter. Zudem wird in den meisten Fällen eine Abordnung von 3 Hanshi benötigt, einen der Titel zu erhalten.

 

Shihan

Shihan (jap. 師範, „Lehrmeister“, „Vorbild“) ist ein japanischer Begriff aus dem Budō. Shi (jap. 師) kann als „Lehrer“ oder „Experte“ übersetzt werden, han (jap. 範) als „weise“ oder „Beispiel“. Der Shihan ist – nicht nur im Budō – ein Lehrer von Lehrern oder ein Professor; wird aber häufig auch einfach als „Meister“ übersetzt. Es ist eine Ehren-Bezeichnung für einen hohen Würdenträger, hohen Lehrer und Meister, Unterweiser und Erzieher. Diesen Ehrentitel führte auch Jigoro Kano, der Begründer des Judo.

 

Der Shihan ist ein Großmeister der Kampfkunst. Steht er einer Stilrichtung oder Schule vor, wird er auch Saikō Shihan (最高師範, „oberster Lehrmeister“, „Stilbewahrer“) genannt. Der Titel Shihan wird verliehen und kann nicht durch Graduierungen erreicht werden. Mindestvoraussetzung ist je nach Kampfkunst der 7. Dan. In der Iaidō-Stilrichtung Seishin-Ryu Iaido beispielsweise kann der Titel Shihan frühestens zwei Jahre nach der Prüfung zum 5. Dan und Verleihung des 6. Dan erreicht werden. Dieser Titel ist am Beispiel der Iaidō-Stilrichtung Seishin-Ryu der höchste Titel, hinzu können weitere wie zum Beispiel der Titel Hanshi erreicht werden. Da die einzelnen Budō-Arten nicht direkt zu vergleichen sind, kann man also die einzelnen Grade wie z. B. 1. Dan Iaidō nicht mit dem 1. Dan Karate oder 1. Dan Taekwondo vergleichen, nicht einmal der 1. Dan innerhalb der einzelnen Budō-Art ist vergleichbar, da es unterschiedlichste Schulen und Stilrichtungen gibt.

 

Weitere Lehrmeister dieser Richtung können ebenfalls den Titel Shihan erhalten, wenn sie sich ebenso wie der Saikō Shihan der Bewahrung und Verbreitung dieses Stils verschrieben haben. Hierfür ist aber mindestens der 5. Dan Voraussetzung, sie müssen also den Abschluss der normalen Lehrphase erreicht haben. Es ist der höchste von drei Ehrentiteln. Die unterste Stufe Fuku Shidōin bezeichnet einen "Assistierenden Lehrer" bzw. "Stellvertreter des Lehrers". Darüber ist der Shidōin, was einen "Lehrer" oder "Ausbilder" kennzeichnet. Die oberste Stufe ist die des Shihan, die sehr erfahrene Lehrer tragen würden.

 

Renshi

Die Silbe „Ren“ () bedeutet etwa „ausgefeilt, geschmiedet oder gehärtet“, „Shi“ () bedeutet „Person“ oder „Mensch“. „Renshi“ (錬士) bezeichnet also einen „ausgefeilten Menschen“ oder Experten. Ein Renshi muss seit mindestens 2 Jahren Träger des 4. Dan oder höher sein.

Kyoshi

Nachdem ein Renshi (錬士) den 6., 7. oder 8. Dan erreicht hat, kann er, wenn er außergewöhnliche Fähigkeiten (nach Definition der jeweiligen Organisation) nachgewiesen hat, den Kyoshi-Titel (教士) erhalten. „Kyo“ () heißt in etwa „lehren“ und bedeutet „Lehrer“.

 

Hanshi

Die wenigen Kyoshi (教士), die die höchsten Grade des 8. Dan und darüber erreicht haben und mindestens 50 Jahre alt sind, können schließlich mit dem Hanshi (範士) ausgezeichnet werden. „Han“ () bedeutet so viel wie „Modell“ oder „Beispiel“. „Hanshi“ bezeichnet Beispiel und Vorbild für die anderen, also den Großmeister. (Vgl. auch Shihan, der sich sprachlich nicht nur durch die Vertauschung der Silben unterscheidet: während die Silbe „shi“ () in Hanshi „Krieger“ bedeutet, wird „shi“ () in Shihan (師範) mit einem anderen Schriftzeichen, das „Lehrer“ bedeutet, geschrieben; das Schriftzeichen für „han“ () ist in beiden Fällen dasselbe.)

 

Meijin

Das Wort „Meijin“ (名人) entstammt dem Konfuzianismus und bedeutet „vollendeter Mensch“. In der Geschichte des Budō haben insgesamt nur zwölf Budo-Großmeister und Pioniere den Meijin-Titel erhalten. Es ist die höchste Auszeichnung im Budō und kann nur von der IMAF-Kokusai Budoin vergeben werden. Die Auszeichnung kann vergeben werden an Träger des 10. Dan Hanshi, die zu den herausragenden Führungspersönlichkeiten in den japanischen Kampfkünsten gehören, die sich lebenslang für die Prinzipien des Budō eingesetzt haben und durch ihr persönliches vorbildliches Beispiel der höchsten technischen Perfektion und des tiefsten geistigen Verständnisses sowie durch immerwährende vielfältige Anstrengungen zur Entwicklung und Verbreitung des Budō-Gedanken in der ganzen Welt beigetragen haben.