Iaidō


 

Iaido und ZNKR

 

 

 

Iaidō (jap. 居合道) ist der „Weg des Schwertziehens“ und gehört zum großen Bereich der japanischen Budō-Kampfkünste.

 

  • i bzw. iru steht für anwesend sein, körperlich wie geistig
  • ai bedeutet passen, übereinstimmen, in diesem Kontext so viel wie sofortige Aktion und Reaktion, wann immer notwendig
  • ist der Weg oder auch das Prinzip

 

Iaidō ist aus der Kampfkunst der alten Kriegerkaste Japans, der Samurai, entstanden. Sinn und Zweck des "Iaidō", des effektiven Ziehens des Schwertes ist, dass es bereits während des Ziehens für den Gegner als tödliche Bedrohung wahrgenommen werden soll. Die dargestellten "Formen" oder "Kata" sind aus verschiedenen Stilen überliefert. Historie:

 

Im Jahre 1952 wurde das Verbot der Kampfkünste nach dem 2. Weltkrieg aufgehoben. Unmittelbar danach wurde die AJKF (All Japan Kendo Federation), bzw. ZNKR (Zen Nippon Kendo Renmei) gegründet. Damit die Kendoka den Schwertkampf erlernen konnten, wurde von der AJKF ein Expertenkomitee geschaffen, um den Weg des Schwertes in gute Bahnen zu lenken. Das Komitee legte 1969 aus den Übungsformen der größten Schwertschulen ein Curriculum von 7 standardisierten Kata fest, die den Lehrplan des Zen Nippon Kendo Renmei, genannt „Seitei-Iaido“, abbilden sollten. Es wurden 7 Kata festgelegt, 1981 kamen 3 weitere Kata hinzu; diese wurden im Jahre 2000 durch weitere 2 Kata ergänzt.

 

Diese 12 Kata, kurz „Seitei“ (Beginn, Anfang) genannt, werden als offizielle ZNKR-Kata unterrichtet. Bedingungen und offizieller Lehrauftrag ergibt sich somit aus der aufsteigenden Folge der Mitgliedschaften. In Deutschland:


1. Deutscher Iaido-Bund DIAIB (Offizieller, amtlicher Vertreter der ZNKR)

 

2. Deutscher Kendo-Bund DKB

 

3. European Kendo Federation EKF (Offizieller, amtlicher Vertreter des ZNKR für Europa)

 

4. Zen Nippon Kendo Renmei (ZNKR) als oberste Vergabestelle der Iaido – Lehre.

 

Auf der Europameisterschaft 2018 in Zawiercie, Polen, wurde von den drei Vertretern des ZNKR

 

Junichi Kusama Sensei, 8. Dan Hanshi
Teruo Mitani Sensei, 8. Dan Hanshi
Masato Nakamura Sensei, 8. Dan Hanshi

 

im Namen der AJKF verkündet, dass „Seitei“-Iai nicht mehr von offiziell Lehrenden benutzt werden soll. Alle, die die Lehrerlaubnis innehaben, sollen fortan ZNKR-Iaido, Zenkenren-Iai oder Renmei-Iaido als offiziellen Wortlaut nutzen; auch, um sich von den vielen Schulen abzugrenzen, die keine Anbindung an die oberste Instanz der Iaido – Lehre als Vergabestelle  haben. Diese dürfen fortan zwar den Begriff „Seitei“ weiterführen, nicht jedoch ZNKR oder Renmei-Iai. Da die Kata beständig weiterentwickelt werden, bleiben Schulen ohne Anbindung an die japanische oberste Vergabestelle auf der Stelle; daher sollen diese den Begriff Seitei weiterführen.

 

Als Übungs - Basis dienen zunächst die 12 Kata des Zen Nihon Kendō Renmei, kurz: ZNKR-Kata. Diese 12 Kata dienen als gemeinsame Basis, ohne eine der alten Schulen zu bevorzugen oder wegzulassen. Sie sollen alltägliche Situationen zwischen Gegnern darstellen, um die entsprechende Antwort zu geben. Alles danach, Kampf, Zweikampf und dergleichen, unterliegt dem Kendō. Unser Sensei Norio Furuichi, 8. Dan Kyoshi, sagt immer: "Ihr braucht beides. Iaidō und Kendō bedingen einander!"

Eine Sonderstellung nehmen die so genannten "Koryu"-Schulen ein. Koryu bezeichnet den "alten" Stil oder die alte Schule, aus denen der ZNKR hervorgegangen ist. Diese Schulen bedienen keine ZNKR Kata, sondern lehren die Urformen und zwar ausschließlich die der eigenen Stilrichtung.

Historisch betrachtet hat laut der Überlieferung der Samurai Hayashizaki Jinsuke Shigenobu (1549–1621) die wahre Natur des Schwertkampfes erkannt. Er nannte seine Technik damals Battōjutsu (抜刀術) und gründete die Schule Hayashizaki Musō-Ryū. Einer seiner Schüler wurde später Lehrer der Tokugawa-Shōgune. Der Nachfolger in der siebten Generation dieser Übertragungslinie war Hasegawa Mondonosuke Eishin. Es wird gesagt, dass er der erste war, der das Schwert mit der Schneide nach oben im Obi trug. Mit dem 11. Großmeister kam es zu einer Spaltung in der Tradition, wobei Musō Jikiden Eishin Ryū dem einen Zweig (Tanimura-ha) folgt, und aus dem anderen (Shimomura-ha) später unter Nakayama Hakudo  Musō Shinden Ryū (夢想神伝流) entsteht. Ich selbst übte Iaidō seit 2017 in Osnabrück unter S. Pellegrini und U. Härtel (beide 5. Dan Iaidō), folge aber seit Ende März in der eigenen Schule Zanshin Kai Osnabrueck e.V. demselben Sensei:

 
Furuichi, Norio Sensei
Kyoshi, 8. Dan Iaidō

Kyoshi, 7. Dan Kendō

7. Dan Battodō

6. Dan Jukendō

3. Dan Jōdō

President of Shōshikai Budō Juku

Master of the Iaidō Tokai University Team

 

und übe mich demnach im Musō Shinden Ryū. Battōjutsu gilt als die älteste Bezeichnung für Iaidō. Bereits das Ziehen des Schwertes und der erste Schnitt sollten laut der Lehre des Battōjutsu tödlich und kampfentscheidend sein. Das bedeutet, dass die mentale Stärke des Samurai auf eben diesen Augenblick konzentriert sein soll. Gemäß des Sprichwortes:

 

Ichi-go, ichi-e () : Nur dieser eine Augenblick

 

 

Später wurde aus Battōjutsu: Iaijutsu, (-jutsu ( – Technik, Methode) inhaltlich hat sich nichts verändert. Mitte der 1960er Jahre etablierte es sich, dass das "" in immer mehr Kampfkunst-Arten eingeführt wurde, um dem "jutsu", also der reinen Technik, die geistige Seite hinzuzufügen. Dō, also der "Weg" verband sich zu Iai-dō.

 

Iaidō und die Zen-Philosophie sind eng miteinander verwoben. Da man im Iaidō nicht gegen physische Gegner antritt, muss man sich seinen Gegner "denken". Dieser Aspekt ist ziemlich deutlich ausgeprägt, denn sowohl auf Wettkämpfen, als auch auf Prüfungen wird gerade am "Metsuke" sehr deutlich, ob man die Form ohne Seele darstellt, oder einen (un)echten Gegner vor Augen hat. Demzufolge ist Iaidō kein eigentlicher Sport, sondern zu einem großen Anteil auch eine Charakterschule. Man versucht seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. 

Das Ziel beim Iaidō ist, sich auf die exakte und sichere Ausführung der Kata zu konzentrieren und die Einheit von Körper, Geist und Schwert zu entwickeln (Ki-Ken-Tai-Ichi). Ursprünglich wurden vielfältige Formen geübt, um körperlich jeder Gefechtssituation gewachsen zu sein und angemessen zu reagieren. Es wird gelehrt, dass die Meisterschaft erreicht wäre, wenn man eine Situation beherrscht – ohne das Schwert zu ziehen. Das erfordert die Entwicklung einer starken Persönlichkeit durch langjährige Übung.